„Flächendeckend viel zu trocken“, lautete vor wenigen Tagen das Fazit des Deutschen Wetterdienstes für das Wetter in Deutschland im März – und wenn die Wettervorhersagen stimmen, wird die Expertinnen-Einschätzung für den April ähnlich ausfallen. Bis zum Ende der nächsten Woche ist kein Regen in Sicht, dabei brauchen wir und die Natur die Niederschläge dringend. Dreimal bereits mussten die Feuerwehren des Märkischen Kreises zu Waldbränden ausrücken – Halveraner Kameradinnen haben unter anderem bei der Brandbekämpfung in Meinerzhagen unterstützt.

Heute zu trocken, in wenigen Wochen vielleicht viel zu nass? Die Wetterextreme nehmen zu und wir brauchen Lösungen, wie wir ihre dramatischen Folgen für Mensch und Natur hier in Halver eindämmen können – vor allem die Folgen langanhaltender Trockenheit. Dazu gehören meiner Meinung nach zwei Grundfragen:
- Erstens, wo im Stadtgebiet können wir durch Entsiegelungen, Begrünung und Renaturierung dazu beitragen, dass mehr Regenwasser vor Ort im Boden versickert und nicht über Gullies und Kanalisation abtransportiert wird?
- Zweitens, wie müssen wir neue Projekte wie die Neubegrünung im Gewerbegebiet Leifersberge oder aber bei der Neugestaltung des Schulhofes der Regenbogenschule denken, planen und umsetzen, dass unsere heute gedachten Lösungen auch in einem künftig deutlich wärmeren und extremeren Klima Bestand haben und ihren gedachten Zweck erfüllen?





Diese Bilder zeigen die Folgen der aktuellen Trockenheit. Mein Schwiegervater gießt bereits die jungen Obstbäume auf unserer neuen Streuobstwiese, damit diese in der Blütezeit nicht vertrocknen. Der Boden und kleine quellengespeiste Bachläufe im Wald sind bereits trocken. Und besonders groß ist die Gefahr für all die neuen Waldbäume und -sträucher, die unsere Waldbauern im vergangenen Jahr gepflanzt haben. Fotos: Sina Löschke
Wer pflegt und wässert die geplanten Bäume und Grünanlagen in Leifersberge?
Im Ausschuss für Planung und Umwelt wird es in dieser Woche um den Bebauungsplan des neuen Gewerbegebietes Leifersberge gehen. Auf dem Papier haben die Planenden einige wichtige Punkte aus einem Antrag der Grünen Ratsfraktion zur nachhaltigen Entwicklung des Gewerbegebietes übernommen, so zum Beispiel flächendeckende Dachbegrünungen, um im Falle von Starkregen, Wasser zurückhalten zu können. Außerdem sollen Bäume und Hecken gepflanzt werden – auf den Unternehmensgrundstücken ebenso wie im öffentlichen Raum. Es fehlen allerdings Ideen und Auflagen, wie diese Neuanpflanzungen gepflegt und im Falle von Trockenheit gewässert werden sollen.
Wer ist zuständig, wer trägt die Verantwortung? Die Unternehmen oder im Falle der angedachten Straßenbäume wieder die Stadt? Wäre es nicht sinnvoll gewesen, Regenwasser-Zisternen oder unterirdische Bewässerungsleitungen für die neu zu pflanzenden Bäume und Hecken gleich mitzudenken? Im schlimmsten Fall wird die Verantwortung am Ende wieder auf den Baubetriebshof abgewälzt, dessen Team es in heißen und trockenen Sommern jetzt schon kaum schafft, alle Straßenbäume und Grünanlagen zu bewässern.
Dieses kleine Beispiel aus dem lokalpolitischen Alltag Halvers zeigt: Klimaanpassungsmaßnahmen zwingen uns, bei jeder Entscheidung über den bisher bekannten Tellerrand hinauszuschauen. Mögliche Klimafolgen und wirksame Gegenmaßnahmen müssen in allen Projekten mitgedacht werden. Und viel wichtiger noch: Wir müssen heute schon Lösungen für Herausforderungen mit einplanen, die uns wohlmöglich erst in fünf oder zehn Jahren in voller Härte treffen werden. Das gilt für die Neugestaltung des Schulhofes ebenso wie für den Neubau des Gewerbegebietes.

Weitsicht und Problembewusstsein in allen Projekten
Die Feuerwehr Halver denkt bereits so weit voraus. Nach dem schweren Volme-Hochwasser im Juni 2021 haben die Löschzüge in Halver unter anderem ein neues Rettungsschlauchboot, Rettungswesten und sogenannte „L-Steine“ zum Hochwasserschutz bestellt. Die zunehmende Anzahl von Waldbränden erfordert jetzt die Anschaffung eines weiteren Tankfahrzeuges, damit im Notfall auch ausreichend Löschwasser zur Verfügung steht. So viel Weitsicht und Problembewusstsein wünsche ich mir auch für viele andere Projekte in unserer Stadt.